Lost Soul - Verlorene Seele -  

Dieses Thema ist nicht so einfach zu fassen, aber es betrifft in meinen Augen mehr Menschen auf diesem Planeten, als alle anderen Limitationen und Pathologien.

Ich habe über Körper, Geist und Seele schon einiges geschrieben. Um es hier kurz zusammen zu fassen: Ich glaube, dass die Seele unsere eigentliche Identität birgt und dass ohne sie der Körper nicht lebensfähig ist.

Es ist so ähnlich, wie mit einem Fahrzeug. Ich fahre ein Auto, aber ich bin nicht das Auto. Das Auto ist Ausdruck von mir und ich benutze es, um mich durch die materielle Welt zu bewegen.

Der Geist ist ein Aspekt, der in der Seele wohnt und dem wir mentale, emotionale, aber auch spirituelle Aspekte zuschreiben.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, wie kann eine Seele verloren sein und der Körper trotzdem leben, wenn der Körper nur lebensfähig ist, solange die Seele ihn „belebt“.

Es geht hier um eine Entsprechung. In verschiedenen schamanischen Traditionen gibt es Ansätze, die Seele wieder „zurück“ zu bringen. Und diese Ansätze würde es nicht geben, wenn es keinen Bedarf dafür geben würde.

Ich hatte erst überlegt, diesen Artikel „Lebendig Begraben“ zu nennen, aber „Verlorene Seele“ ist in meinen Augen die treffendere Entsprechung, sich diesem Thema zu nähern.

„Lebendig Begraben“ funktioniert auch, aber trifft nicht sofort die erahnbare Reichweite des Themas. Und diese Reichweite umschreibt die tiefen Aspekte der Seele.

Warum schreibe ich überhaupt hierüber?

Weil ich mich selber für eine verlorene Seele halte, die zu einem gewissen Grad auch lebendig begraben ist.

Wie ich zu dieser Auffassung komme?

Nun, ich habe so einige tiefe Täler in meinem Leben durchschritten, die mit meiner Seele zu tun haben. Ich war mehrfach an dem Punkt, an dem ich nicht mehr leben wollte, weil ich mich verloren fühlte.

In gewisser Weise fühle ich mich immer noch verloren, weiß aber, dass es einige Dinge gibt, die ich noch zu tun habe. Und dazu gehört auch, meine verlorene Seele, oder Teile davon, wieder zu finden.

Teil dieser Suche ist das, was ich hier schreibe.


Die Anatomie der Seele

Ich habe gewisse Vorstellungen davon, wie die Anatomie der Seele aussieht. Dies sind Vorstellungen, die eher symbolisch zu betrachten sind. Aber sie sind anwendbar und das ist für mich ein wichtiger Aspekt.

Wenn auch in oben angesprochenen verschiedenen schamanischen Traditionen von einer „Seelen-Rückführung“ die Rede ist und man schnell glauben kann, dass Teile wirklich „abgetrennt“ außerhalb von uns existieren, so glaube ich doch, dass es eher so ist, dass diese Teile in uns eher „verschüttet“ und „begraben“ sind.

Aber selbst, wenn sie „getrennt“ von uns „außerhalb“ sein sollten, so ändert es nichts an der Tatsache, dass man grundlegend von einer „Ganzheit“ oder „Einheit“ der Seele ausgehen muss, ansonsten macht es kein Sinn, etwas Verlorenes zu suchen und zurück zu holen.


Emotionen und Selbst-Hass – Entscheidende Schlüssel

Der Aspekt der „Verlorenen Seele“ geht immer mit entsprechenden Emotionen einher. Diese sind z.B. Traurigkeit, Schwermut, Hoffnungslosigkeit, Angst, Beklemmung, Hilflosigkeit oder Verzweiflung.

Aber auch Selbst-Hass ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Wenn ich in meinen Spiegel schaue, dann sehe ich manchmal den Verlierer, der nichts anderes verdient und vielleicht auch nichts auf die Reihe kriegen wird.

Und wenn ich den Verlierer sehe, dann denke ich: Welchen Sinn hat das alles noch? Wo soll die Motivation her kommen, weiter zu machen? Wofür?

Aber auch, dass ich es irgendwie verdiene.

Und es spielt keine Rolle, ob all dies „wahr“ ist, denn in diesen Momenten wird es das – mit all seinen Wirkungen.

Ich kann mich noch erinnern, wie all dies zusammen spielte, als ich eine tiefe Liebe nicht halten konnte. Vielleicht wollte ich nur „gefunden“ werden, aber als ich dies nicht wurde, dachte ich, dass ich es nicht anders verdiene.

Es war das Beste, was ich in diesem Moment tun konnte. Ich war am Ertrinken und ließ alles los, was mich herunter zu ziehen drohte. Vieles davon liegt sicherlich noch „lebendig begraben“.

Über die Jahre habe ich verstanden, dass Gott uns nicht geschaffen hat, um zu leiden, sondern Leid ein Hinweis auf eine Dis-Balance ist. Ein Hinweis darauf, dass man etwas „verloren“ hat.

Und auch, dass es nicht so sein muss und auch nicht so sein soll.

Aber auf Basis des freien Willens können wir uns wirklich selber verdammen.

Gott lässt uns niemals fallen, aber wenn wir uns selber fallen lassen, so können wir uns in den Untiefen unserer Selbst verlieren.


Traumata

Traumata gehen einher mit den erwähnten Emotionen. Es ist wie ein Fahrrad, mit dem man einen Abhang herunter gestürzt ist und dieses jetzt mehr oder weniger stark lädiert ist. Man kann es noch fahren, aber bestenfalls nur sehr „wakelig“. Und über die Zeit führen diese Dis-Balancen zu weiteren sekundären Dis-Balancen.

Wir alle haben Traumata in unsere Leben erfahren.

Leider leben wir in einer Gesellschaft, in denen Traumata die Grundlage für wirtschaftlichen Reichtum geworden sind. Krieg und Krankheit sind die lukrativsten Geschäfte in der Geschichte der Menschheit.

Was in unserem System betrieben wird ist eher Kranken-Verwaltung, als Heilung.

Trotzdem ist Heilung und Gesundheit immer möglich – zumindest als Grundpotenzial, ansonsten würden Dis-Harmonien kein Leid erzeugen und auch nicht das Bestreben, dass dies endlich aufhört.

Damit ist einem natürlich nur bedingt geholfen. Trotzdem ist dies ein hoffnungsvoller Aspekt – wenn man es denn zulassen kann…


Du bist es nicht wert?

Wer hat diesen Satz noch nicht gehört? Um Menschen lukrativ zu „verwalten“, ist es wichtig, dass dieser Satz so früh wie möglich in die Köpfe der Kinder kommt, damit dies ein Leben lang wirtschaftlich „Früchte trägt“.

Das ist die Ideal-Voraussetzung für Mind-Control.

Und JEDER von uns wird in unserer Gesellschaft als Kind damit konfrontiert. JEDER.

Das heißt nicht, dass Eltern dies vorsetzlich oder bewusst tun. Eltern waren aber auch einmal Kinder und die Idee, nichts wert zu sein, spukt nicht erst seid gestern in den Köpfen der Menschheit…

Einen guten Anteil davon geht auf die Verdammnis, die in der Kirche in der Vergangenheit immer wieder statt gefunden hat. Ist nebenbei nichts Neues, das gab es schon zu Jesu Zeiten, denn ein schlechter Mensch ist gut auszunehmen, um ihn wieder „zu Gott“ zu führen.

Dabei ist es schon interessant, dass wir immer wieder abgekocht werden, weil wir uns unterm Strich einfach nur gut fühlen wollen.

Warum? - Vielleicht, weil es unser wahren Natur entspricht?

Weil es sich gut anfühlt, gut behandelt zu werden?

Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass in unserer Gesellschaft leider aufs Übelste pervertiert wurde. Doch egal, was für eine Form von Schindluder damit betrieben wurde und wird, wir haben die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten des Glückes nicht selber geschaffen.

Und es gibt nur zwei Dinge, die uns davon abhalten können, sie im wahrsten Sinne des Wortes zu leben: Hochmut und Schuld-Gefühle.

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, macht klar, worum es eigentlich geben sollte. Und es zeigt, dass ein Schuldbeladener Sohn trotzdem Vergebung und Aufnahme ins Haus des Glückes finden kann. Was diesen Sohn davon getrennt hatte, lag in ihm selber. Und erst, als er bereit war, dies einzusehen, konnte er diese Schuld ablegen.

Niemand von uns ist ohne Sünde. Auch wenn sich manche so aufspielen, als wären sie es. Und nur weil es viele Blinde gibt, die das glauben, so heißt es noch lange nicht, dass es wirklich wahr ist.


Bist du es wert?

Wenn du dies nicht glauben kannst, wie sollst du es denn erfahren können?

Es gibt so viel Kummer und Leid in dieser Welt. Wir alle tragen tiefen Wunden und Narben. Doch diese können heilen. Dafür muss man nur bereit sein, einmal zu versuchen, über den eigenen Schatten zu springen.

Einmal bereit sein, ALLES los zu lassen und vertrauen, dass wir in einem unendlichen Meer von Liebe leben, in dem wir uns in uns selber verbarrikadiert haben.

Um sich gut zu fühlen, muss man auch bereit dafür sein, gut zu sein UND Gutes zu tun.

Wenn du glaubst, du bist es nicht wert, egal was du tust, dann frage ich dich: Glaubst du, du wüsstest wirklich, was Sache ist? Du magst deine „Sünden“ kennen, aber weißt du, warum du sie begangen hast? Weißt du wirklich, warum du so bist, wie du bist?

Es ist immer gut, sich selber zu kennen, aber selbst wenn man dies tagtäglich pflegt, so wissen die meisten Menschen trotzdem nicht, was z.B. ihre Nieren gerade tun. Wenn wir nicht einmal unseren vergänglichen Körper verstehen, wie können wir dann wirklich sicher sein, wir würden unsere Seele wirklich kennen und verstehen?

Das es sich gut anfühlt, gut behandelt zu werden, ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass das „Gute“ etwas ist, was für uns wichtig ist. Und in all dem Leid, dass wir ertragen mögen, gibt es doch immer eine verborgene Sehnsucht nach Glück, Geborgenheit und Heilung.

Dies kann niemand ändern. Wir müssen es uns nur erlauben, daran Teil zu haben.

Und ja, ich weiß: Besser ein Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Aber über kurz oder lang wird der Spatz in der Hand zu einem modernden Gerippe werden und uns NIEMALS so erfreuen, wie der magische Flug, wenn wir ihn los lassen, anstatt ihn bis in den Tod festzuhalten.

Vielleicht kennst du nur noch Schmerz und hast Angst, es könnte schlimmer werden, wenn du das aufgibst, was du kennst. Aber bist du es nicht wert?

Erlaube es dir, Gut zu sein. Dafür musst du aber das „Böse“ oder besser: das Falsche, loslassen. Schmerz und Leid können maximal Hinweise sein, aber niemals wirklich Teil des Guten.

Es spielt keine Rolle, wie dicht du auch unter der Oberfläche des Meeres schwimmst. Du kannst hier einfach nicht atmen. Erlaube es dir aufzutauchen. Niemand hat das Recht, es dir zu verbieten.

Versuche jeden Tag, los zu lassen. Versuche jeden Tag, das Gute zuzulassen. Das passiert automatisch, sobald du all das Falsche, was auch immer es sei, los lässt.

Gut fühlen, fühlt sich gut an, weil es gut ist.

Ich erlaube es mir jetzt, mich gut zu fühlen. Ich weiß nicht, was morgen kommt, aber morgen ist Zeit genug, darüber nachzudenken und es aufs Neue los zu lassen...